Dr. Erika Schuster ist am 28. Oktober im 85. Lebensjahr gestorben. Ihr unermüdliches Wirken ihres arbeitsreichen Lebens und Schaffens in unserer Pfarre lässt sich nur schwer in Zeilen zwingen. Und dennoch – wir wollen uns voll Dankbarkeit an sie erinnern.
Liebe Erika!
Erhard Busek war einer deiner zahlreichen Freunde. In deinem Wohnzimmer trafen einander „Gott und die Welt“. Während deines Studiums (Deutsch, Philologie und Geschichte) hast du bereits unterrichtet. Den Lehrberuf übtest du zwar 22 Jahre am Mary-Ward-Gymnasium aus, aber Erwachsenenbildung war deine Berufung. Du hast die katholische Erwachsenenbildung als Leiterin des Literarischen Forums in Wien und als Präsidentin der Europäischen Föderati-on der Katholischen Erwachsenenbildung wesentlich geprägt. Und du hast immer ein bisschen mehr gemacht, als von dir erwartet wurde.
Richtig spürbar war deine Freude über Erlebtes, wenn du von deinen Reisen erzählt hast. Zu Fuß von West-Berlin nach Ostberlin? Eine Woche lang und jeden Tag – und mit der (verbote-nen) Bibel in der Tasche des Mantels, den du über den Arm getragen hast. Durch die Wüste mit Helmut Buchegger, um Fahrzeuge für MIVA nach Zentralafrika zu bringen. Natürlich warst du dabei. Und weil es dir Südtirol immer angetan hatte, hast du eben auch mit einer Freundesgruppe den Ortler bezwungen.
In der Literatur warst du zu Hause. Über Bücher mit dir zu reden, war erhellend. Bis zum Ende deines Lebens hast du Bücher gelesen, und dich darüber ausgetauscht. Nur wenige Tage bevor du ins Krankenhaus eingeliefert worden bist, hast du noch eine Literaturrunde besucht.
Kann „frau“ übermenschliches leisten? Ja. Nach deiner schweren Krankheit vor zwei Jahren kämpftest du dich langsam, Schritt für Schritt in das Leben zurück. Du hast dich dafür entschieden, den Alltag wieder selbstständig zu meistern. Natürlich mit Unterstützung. Aber Kochen und Bügeln und selbstbestimmt leben. Ja, das ging. Nichts konnte dir die Zuversicht rauben. Ein Rückschritt war höchstens „Anlauf nehmen“. Obwohl es dir schwerfiel, deine reduzierte Mobilität zu ak-zeptieren, war doch dein Credo: „Es ist, was es ist, und wir machen das Beste daraus.“ Über dein Schicksal gejammert hast du nie.
An der Neugründung des Kirchenchores von St. Veit (Chorus Musica Sacra) 1969 warst du ebenfalls beteiligt. Denn „Musik“ war irgendwie dein zweiter Vorname. Immer wieder kam es vor, dass wir zusammen musikalischen Klängen von Ö1 lauschten. Einfach den Alltag unter-brechen und den Augenblick genießen. Das war eine deiner unzähligen Lehren, die du mir geschenkt hast.
Erika, ich danke dir für die vielen ehrlichen, wertvollen, lehrreichen, wegweisenden, inspirie-renden, humorvollen, weisen, ernsten und auch strengen Gespräche.
Liebe Erika, sei im Licht!
(Gudrun Kalchhauser)